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Psychotherapeutisch orientierte
Behandlungsansätze beim Chronic Fatigue Syndrome
(ME/CFS)
Zahlreichen
Forschungsstudien
der letzten Jahre deuten stark
darauf hin, dass es sich bei ME/CFS um eine
organische Erkrankung handelt. Psychotherapie, v.a.
die Kognitive Verhaltenstherapie, hat sich laut
diverser Studienergebnisse als Behandlungsform
bisher kaum bewährt, es wurde sogar ein schädlicher
bzw. zustandsverschlechternder Effekt festgestellt.
Das Gesundheitssystem geht jedoch nach wie vor
von einer hauptsächlich psychisch bedingten Störung
aus und verlangt von Betroffenen, gleichgültig in
welcher Krankheitsphase sie sich befinden, sich
einer Psychotherapie zu unterziehen bzw. sich
stationär in einer psychosomatischen oder ähnlichen
Klinik behandeln zu lassen. Natürlich gibt es – im
Sinne einerKomorbidität – in manchen Fällen
behandlungsbedürftige psychische Erkrankungen.
Es scheint mir absolut notwendig, dass der
Nutzen einer Psychotherapie stets gegen einen
möglichen Schaden abgewogen wird, daher wäre es
wichtig, dass sich TherapeutInnen gründlich in die
Erkrankung ME/CFS einlesen. Die Besonderheiten der
Krankheit zu verstehen würde helfen, schwere
Behandlungsfehler und damit Folgeschäden zu
vermeiden.
Zunächst sei auf die vom Institut OHC
beschriebenen 3
Krankheitsphasen bei ME/CFS verwiesen. Man
sieht, dass erst in der 3. Krankheitsphase, in
welcher wieder mehr Energie vorhanden ist,
tiefergehende psychotherapeutische Interventionen
empfohlen werden. Davor besteht ein solcher Energie-
und Kraftverlust, dass Termine, Anfahrtswege, sogar
das Sprechen selbst bzw. das Aufrecht-Sitzen massive
Zustandsverschlechterungen auslösen können.
Andere als psychotherapeutische Hilfestellungen
haben in der Akutphase meistens eindeutig Vorrang
wie z. B. eine Haushalts- und Pflegehilfe, das
medizinische Abklären und Handhaben schwerer
Symptome (Muskel-, Gelenksschmerzen, Schlafprobleme,
neue Allergien und Unverträglichkeiten, massive
Kreislaufstörungen, etc.).
Ein(e) Psychotherapeut(-in) sollte
in der Lage sein, die Krankheitsphasen jeweils zu
erkennen, um beurteilen zu können, ob ausreichend
Kraft für Termine vorhanden ist.
Gegebenenfalls sind größere Intervalle der
Therapiesitzungen zu überlegen bzw. muss eine
Psychotherapie auf einen späteren Zeitpunkt
verschoben werden.
Für PsychotherapeutInnen, die
ME/CFS-Betroffene begleiten möchten, könnte folgende
einschlägige Literatur hifreich sein. Von dem Ziel
einer Heilung durch Psychotherapie sollte Abstand
genommen werden. Vielmehr geht es um eine
prozessorientierte Begleitung einer schweren
chronischen Erkrankung:
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